dichotomy We're all in the gutter, but some of us are looking at the stars. (Oscar Wilde)

7. August 2010

The Lion, the Bitch and the Wardrobe

Und dann war da noch der Umzugshelfer. Nennen wir ihn Heinz. (Zu unserer Verteidigung: Heinz war Teil eines Zweiergespanns, das uns jemand vermittelt hatte. Teil zwei war ein sehr sympathischer älterer Herr und fuhr einen Transporter für uns. Das war fein.)
Heinz kam also in die Wohnung (natürlich roch er stark, wie könnte es auch anders sein), hielt mir seine schmuddelige Pranke hin und stellte sich vor. Ging ins Schlafzimmer, guckte mich an und meinte: „Und Du versuchst hier also ein Bett aufzubauen?“ Ich erstmal zwei Sekunden völlig baff, dann: „Ähm, das versuche ich nicht nur, das mache ich.“ „Davon sieht man aber nichts.“ Ähm. Ja, gut, klar. Wär halt auch hilfreich, wäre er nicht schon direkt am Anfang gekommen, als gerade mal zwei Teile zusammengeschraubt waren. Hat sich direkt seeehr sympathisch gemacht, der junge Mann.
Heinz wäre aber nicht Heinz, wenn er nicht weiter geheinzt hätte. Den ganzen lieben langen Tag. So sah er sich den Kleiderschrank der Liebsten mit seinem enorm fachkundigen Blick an und verkündete dann, dass man diesen nicht mehr zusammenbauen könnte, weil Teile fehlten. „Ich muss es leider sagen, wie es ist: Das wird nichts mehr. Der Schrank ist hin, den kann man nicht mehr aufbauen. Wegwerfen, neuen kaufen.“ Oookay. Ein paar Stunden später sah sich Donnie Darko, der Bruder der Herzdame, den Schrank an, dachte sich seinen Teil, fuhr in den Baumarkt und besorgte die fehlenden Stücke für knapp 20 Euro. Und schwupps, Problem gelöst.
Auch in der Küche hat Heinz uns eine Menge gelehrt. Er besah sich die Wasseranschlüsse, schaute mitleidig und ließ uns wissen, dass man dort nie im Leben eine Spülmaschine würde anschließen können, man müsste schon einen Klempner kommen lassen und den Wasseranschluss, der aus der Wand kommt, komplett neu machen. Der geneigte Leser wird sich sicherlich bereits denken, dass das vielleicht so hunderprozentig den Tatsachen entsprach. Und wie könnte es anders sein: Donnie Darko und ich sind Tags darauf in den Baumarkt gedüst und haben das passende T-Stück für 18 Euro geholt.

Soviel also zu Heinzens Sachkunde. Ich fasse also mal kurz zusammen: Keine Ahnung von nichts, große Fresse, starker Eigengeruch und schmuddeliges Äußeres. So weit, so nervig. Dazu kam dann noch eine unglaubliche Arroganz und Überheblichkeit – ständig würgte er allen Anwesenden irgendwelche Sprüche rein. Und ich glaube, niemand mochte ihn so recht. Auch erstmal kein Problem. Aber was sollen also „bitch“ und „lion“ im Titel dieses Blogeintrags? Das verrate ich euch …

Nicht nur, dass der Typ rumnervt ohne Ende, nein, er baggert auch noch auf allerunterstem Niveau meine Freundin an. Also, wirklich ganz niedriges Niveau. Und sehr, sehr unbeholfen. Kostprobe? Treppe, sie geht vor ihm. Er starrt ihr penetrant auf den Hintern. (Wenn die Damen vor ihm standen starrte er ihnen natürlich auf die Brüste, logisch.) Fragt dann: „Ey, sag mal, hast Du ein Red Bulld getrunken?“ Sie: „?!“ Er: „Du riechst nach Gummibärchen.“ Ja, ne, ist klar, haste gut gemacht, Heinz. Er bot sich auch trotz ständigem Ablehnens ständig an, doch Tags darauf nochmal vorbeizuschauen. „Ich mach‘ Dir ’nen Angebot: Ich komme morgen nochmal zu Dir und dann schauen wir mal, was wir machen können.“ Was ihr machen könnt? Du machst hier schon mal gar nichts in der Wohnung. Und schon gar nicht mit ihr™ und auch nicht mit Donnie Darkos Herzdame, die auch vor Ort war und angestiert wurde. Pfeife.

Wunderschön auch Heinzens Kommentar über mich: „Die in der Cordhose ist doch auch ein wenig vom anderen Ufer.“ (Donnie Darko berichtete mir und meinte, er habe ein wenig kichern müssen.) Dass „die in der Cordhose“ (das heisst Zunfthose, Du Depp!) die Partnerin der Dame ist, die er schon den ganzen Tag penetrant anstierte und angrub, hat er glaube ich, nicht wirklich geschnallt. Dafür aber jeder andere der uns während des Umzugs gesehen hat. Selbst die IKEA-Mitarbeiter. :mrgreen:

Die Penetranz seiner Äußerungen gepaart mit dem ständigen Anstieren meiner Freundin und der anderen weiblichen Umzugsfee führte dann dazu, dass ich wirklich kurz davor war, mal mit ihm vor die Tür zu gehen, um ihm zu erklären, dass er ein respektloses Arschloch ist. Habe ich mir aber verkniffen, man will ja auch den zweiten Umzugshelfer nicht verärgern, oder gar den Vermittler der Helfer. Also war ich brav. Bin weder „lion“ noch „bitch“ geworden. Und habe innerlich gebrodelt. (Und ihn anscheinend irgendwann mal total fies angerempelt, aber das wurde mir nur berichtet, ist mir selbst nicht aufgefallen. :D) Respektlosigkeit ist nicht mein Freund. Echt nicht. Da fällt es mir wirklich, wirklich schwer mich zusammenzureißen. Habe ich aber geschafft. Bin stolz auf mich.

11 Comments »

  1. Also auf so einen Heinz würde ich dann ziemlich schnell verzichten. Egal wer dann auch nicht mehr hilft und wer sich auf die Fuße getreten fühlt. „Sorry, dein Heinz ist ein Arschloch, Tschööö!“ und gut ist! Und selbst wenn ich dann alle Kisten selber schleppen müsste!

    Kommentar by Connz — 7. August 2010 @ 13:47

  2. Wuhaha „du riechst nach gummibärchen“ geht ja gar nicht von nem Typ mit penetrantem eigengeruch.

    Kommentar by houpua — 7. August 2010 @ 15:01

  3. Wenn man sich auf eins Verlassen kann im Leben, dann ist das die Misandrie von Lesben, eine kosmologische Naturkonstane.

    Kommentar by Bibi — 8. August 2010 @ 22:35

  4. [ ] Du hast meinen Blogpost verstanden.
    [x] Du bist ein wenig homophob. Oder nicht so richtig klug. (Dass sämtliche anwesende Personen die gleiche Meinung von dem jungen Mann hatten, hätte man eigentlich aus meinem Posting herauslesen können. Und dass Donnie Darko ein Mann ist, schrieb ich ja. Ist natürlich möglich, dass der auch eine Lesbe ist. Und seine Partnerin auch. :mrgreen: )

    Kommentar by Feylamia — 8. August 2010 @ 22:54

  5. Du hast es erfasst. Naja, beinahe. Ich bin nämlich richtig unklug UND homophob. Darüber hinaus stinke ich fürchterlich. Bei diesen meinen Eigenschaften ist es doch nur verständlich, dass ich Partei für die Hauptfigur in deiner Geschichte ergreife, wobei ich diese zugegebenermaßen nicht mit der Aufmerksamkeit gelesen habe, wie es dieses Stück prosaischer Dichtkunst ohne Frage verdient, da ich es nicht abwarten konnte, dir meine vorgefertigte Meinung zu geigen.

    Kommentar by Bibi — 9. August 2010 @ 14:56

  6. Ich halte also fest: Daraus, dass ich über einen widerlichen Kerl schreibe, kann man nicht nur ableiten, dass ich Männer im Allgemeinen total hasse, sondern auch, dass ich der Meinung bin, sie würden alle riechen. Läuft. 😉

    Kommentar by Feylamia — 9. August 2010 @ 18:40

  7. Amen.
    Ich schau mich dann mal noch in deinem Artikel-Archiv um. Mal sehen, ob ich noch was zu Meckern finde.

    Kommentar by Bibi — 10. August 2010 @ 20:17

  8. Mein Männergeschmack wird Dir sicherlich nicht so recht behagen. Der da sieht nämlich so aus, als ob er riechen würde und ist trotzdem eine geile Sau. Damit kann ich aber Dein Feindbild nicht so recht bedienen. :mrgreen:

    Kommentar by Feylamia — 10. August 2010 @ 22:13

  9. Also bitte, dieser ganzkörperrasierte Beau zählt doch nicht.

    Kommentar by Bibi — 12. August 2010 @ 22:18

  10. Rasiert geht immer. Pöh.

    Kommentar by Feylamia — 12. August 2010 @ 22:54

  11. Das „Schlimme“ ist doch, dass auch Heinz Frauen zu Füßen liegen. (Gut, kann natürlich sein, dass diese durch seinen Eigengeruch betäubt da landen…)

    Kommentar by Missingno. — 13. August 2010 @ 16:17

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Powered by WordPress