dichotomy We're all in the gutter, but some of us are looking at the stars. (Oscar Wilde)

18. Januar 2025

Feylamia in den Schatten

Ich denke dieser Tage aufgrund der politischen Weltlage viel darüber nach, wer ich eigentlich sein will und mit wem ich mich umgeben will. Und dabei hinterfrage ich natürlich auch immer wieder meine Social-Media-Nutzung, insbesondere jetzt die beim Meta-Konzern. Die leichengefledderte einbuchstabige Version von Twitter habe ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr genutzt.

Dabei ist mir aufgefallen, dass doch relativ viele Leute soziale Netzwerke mittlerweile komplett boykottieren und sie als unsozial ablehnen. Und den Grundgedanken kann ich sogar irgendwie nachvollziehen, aber nichtsdestotrotz halte ich diese Einstellung für schwierig und tatsächlich auch ableistisch. Denn zu sagen: „Wir kehren jetzt zurück zu ‚normalen sozialen Kontakten‘ und gehen weg von den sozialen Netzwerken und vom Internet.“, das funktioniert natürlich nur, wenn man Teil der privilegierten Mehrheitsgesellschaft ist, die überhaupt soziale Kontakte im „echten Leben“ haben kann. Das waren schon vor der COVID-19-Pandemie nicht alle – und seit die Pandemie wütet noch viel mehr nicht.

Leider zähle ich mich mittlerweile auch zu denjenigen, für die das Konzept „Party like it’s 1999“ nicht mehr tragbar ist. Zum Einen, weil ich schon so viele gesundheitliche Baustellen habe, dass ich mir persönlich eine Multiorganerkrankung mit potenziell weitreichenden oder gar fatalen Folgen nicht leisten kann und will, zum Anderen auch, weil ich meine Familie schützen und auch aus ethischen Gründen nicht an einem mass disabling event teilhaben will. Naja, und wenn man ganz ehrlich ist, sind viele Arten von Treffen dann einfach nicht mehr oder nur schlecht möglich. Vor allen Dingen in der Öffentlichkeit. Zumindest nicht, wenn man keine Lust auf Anfeindungen oder gar Übergriffe hat.

[Ich finde als Rollenspieler*in den Gedanken übrigens super charmant, dass man bei Familien, die wegen des fehlenden Schutzes seit der Pandemie nicht mehr am regulären Leben teilhaben können, von „Schattenfamilien“ spricht. Familien in den Schatten. Deutschland in den Schatten. Und um uns rum die Konzerne, die alles kaputt machen. Wild, oder, Chummers?]

Aber Dank sozialer Netzwerke kann ich eben trotzdem soziale Kontakte haben. Viele von diesen mit Menschen, die ebenfalls vorerkrankt sind oder vorerkrankte Angehörige haben. Und mit Menschen in ganz Deutschland, sogar auf der ganzen Welt. Das ist klasse. Das möchte ich nicht missen.

Womit ich aber natürlich d’accord gehe: Tech-Bros und Konzerne sollten nicht über soziale Netzwerke bestimmen können. Menschen und ihre Daten sollten kein Produkt sein. Deswegen ist für mich das Fediverse eigentlich die einzige gangbare Lösung. Und eine wirklich schöne noch dazu.

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