dichotomy We're all in the gutter, but some of us are looking at the stars. (Oscar Wilde)

12. Juni 2013

das Wörtchen „klar“

Filed under: Das Leben. Das Universum. Und alles. — Schlagwörter: — Feylamia @ 6:50

Da sich, wie auch _ben in den Kommentaren zu meinem vorherigen Beitrag, viele Menschen derzeit entscheiden, den Kern einer Kritik zu übersehen, die gerade tendenziell sehr ähnlich generell durch das Web schwappt und die eben auch ich geäußert habe. (Übrigens nicht zentral organisiert, sondern weil da eine Wortwahl vielen Menschen unabhängig voneinander aufstößt.)

Das Wort klar.

Ich nehme mal den Duden heran (wissend, dass auch dieser die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen hat, aber sicher, dass er sich in diesem Fall mit praktisch allen anderen Lexika einig sein dürfte):

klar
Wortart: Adverb
Gebrauch: umgangssprachlich

gewiss, sicher, selbstverständlich

Und jetzt schreibe ich zum Vergleich mal einen Text, der vergleichbar ist, zu dem was Robert Basic da geschrieben hat:

Selbstverständlich habe ich am Zaun den Hund der Nachbarn immer wieder mit Fleisch gelockt, bis er gejault hat. Selbstverständlich habe ich es geschafft, dass Nachbarn umgezogen sind, weil ich ihrer Katze regelmäßig Büroklammern zwischen die Ballen der Pfote gesteckt habe. Selbstverständlich komme ich nicht in den Himmel, was meinen Atomteilchen herzlich egal ist. Selbstverständlich habe ich gelernt, wie deppert wir Menschen zueinander sein können.

Nö, ihr Lieben. Wenn jemand schreibt, er hätte sowas selbstverständlich getan und er distanziert sich nicht davon, dann sehe ich es es nicht als meine Aufgabe, nachzufragen.

Und die Reaktion von Robert Basic („habt ihr den Arsch offen“) bestätigt mich in dem Eindruck, dass er ein Mensch ist, mit dem ich eigentlich keine Berührungspunkte haben möchte. Nicht nur, dass er die Kritik wegwischt – es ist auch noch ein klitzekleines bißchen Märtyrer („und ich brauche auch keine Gruppe, um mich hinter ihr zu verstecken, weil ich um die Wirkung von sich aufschaukelnden Lynchgruppen weiß.“). Hallo Robert. Mein Name ist Carolin und ich finde ekelhaft, was und wie Du da geschrieben hast. Das sage ich Dir gerne ins Gesicht, wenn das dazu führt, dass Du die Kritik ernstnimmst. (Bei der RP14 vielleicht? Verzichte aber doch bitte auf Unflätigkeiten wie in dem Blogeintrag.) Wobei es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass Du mutiges Bloggen wünschst und nicht so richtig damit einverstanden bist, wenn man dann Dir gegenüber mutig ist. Denn weisst Du, ob nicht viele der Menschen, die da gerade ihre Stimme (wohlgemerkt sehr leise) erhoben haben, das nicht zum ersten Mal getan haben und zum ersten Mal den Mut hatten, davon zu berichten, dass sie gemobbt wurden?

Zum Mitschreiben: Das Problem ist nicht, Fehler gemacht zu haben. Das Problem ist, dass diese als selbstverständlich angesehen werden.

8 Comments »

  1. Absolut in Ordnung, dass Du das so siehst und findest. Irgendwas müssen wir ja im Netz finden, und sei es nur der Klariker-Ansatz, wie sonst sollen wir Menschen bewerten? Der eine tut das so, der andere so,jedem seine Art. Ich kann jedoch Klarikern und denen, die stets das Max an negativer Interpretation dem Mensch auslegen, als Blogger nur sagen, dass es eben weiter zu dem Problem führt, dass Blogger mundtoter gemacht werden. Wie sagte Mark Twain? Gut zu sein ist edel, andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und leichter.

    Kommentar by Robert Basic — 12. Juni 2013 @ 9:58

  2. Du hättest sagen können: „Habe kurz nicht nachgedacht beim Formulieren. Natürlich ist Mobbing scheiße. Immer. Zurück zum Thema: Bloggen.“ Dass Du genau das nicht tust, sondern um Dich beisst und alle Menschen, die Deine Äußerung völlig daneben fanden, in einen Topf schmeisst, sie Klariker nennst, Ihnen einen emotionalen „ihr habt doch den offen“-Monolog niederschreibst usw. finde ich schade. Mutiger Bloggen ist – für mich – auch mal einzusehen, wenn man verbal danebengegriffen hat.

    Wie gesagt: Schade. Wäre eine gute Chance für mehr Dialog gewesen.

    Kommentar by Feylamia — 12. Juni 2013 @ 12:36

  3. Du hast wie gesagt vollauf recht damit, aber ich kann nicht das eine fokussieren und auf das andere abheben, wenn ich klipp und klar deutlich machen will, wie denn die Wellenbewegungen laufen. Klar kann man das alles netter ausdrücken, ausgewogener, doch diese peacekeeper Artikel haben nie etwas verändert imho. ich finde die Methodik des Spiegelns viel interssanter. Auch wenn es sich mehr reibt

    Kommentar by Robert Basic — 12. Juni 2013 @ 13:42

  4. Ich finde, das Wahren ein Mindestmaßes an Anstand nicht wirklich unangenehm und würde das auch nicht als Peacekeeperartikel bezeichnen.
    Spiegeln habe ich bei Dir jetzt nicht wirklich gesehen, habe aber auch nicht viele Blogartikel zu dem Thema gelesen – die von mir gelesene Schnittmenge ist da sicher nicht wirklich repräsentativ.

    Kommentar by Feylamia — 12. Juni 2013 @ 23:13

  5. Also … ähm … ich hab ja keineswegs den Kern der Kritik übersehen, sondern bin ja darauf eingegangen und habe ausgeführt, dass Robert und Felix ja bereits zu dem Zeitpunkt an dem Du Deinen Artikel geschrieben hast, Stellung dazu bezogen haben.

    Und wenn wir schon beim „Kern der Kritik“ sind … wie ich ebenfalls ja in meinem Kommentar ausgeführt habe, sind es ja vor allem die Kritiker von Robert und Felix, die nicht beim Kern der Kritik geblieben sind. In beiden Texten geht es um etwas völlig anderes.

    Kommentar by ben_ — 13. Juni 2013 @ 9:32

  6. Ich habe immer nur von Roberts Beitrag geschrieben und der Kern meiner Kritik war (und ist) immer noch, dass Mobbing als Selbstverständlichkeit verkauft wurde. Das darf m. E. nicht sein. Fertig. Worum es sonst in dem Artikel geht ist eigentlich für mich auch völlig irrelevant bei dieser Kritik. Ich hätte genauso reagiert, wenn die von mir zitierten paar Sätze in einer Abhandlung über Hundezucht gestanden hätten.
    (Übrigens hatte Robert zu meiner Kritik nicht Stellung bezogen.)

    Ich finde es total befremdlich, dass Du der Meinung zu sein scheinst, man müsse (dürfe?) von einer Veröffentlichung immer nur das „große Ganze“, die Hauptaussage kritisieren. Selbst wenn Einleitung und Fazit eines Artikels passen, muss doch lange nicht alles dazwischen stimmig sein.

    Kommentar by Feylamia — 13. Juni 2013 @ 12:57

  7. Also ich finde schon, dass man, wenn man auf Grund eines Absatzes ein so radikales Urteil über jemanden fällt, den ganzen Text kennen und in Betracht ziehen sollte, um einschätzen zu können, wie der Absatz gemeint ist und welche Position der Autor wohl zum fraglichen Punkt einnehmen würde.

    Ich würde auf Grund des Absatzes nie und nimmer das Urteil fällen, dass Robert Mobbing gutheißt. Und ich würde auch auf Grund Deines Vergleichtextes selbstverständlich nicht das Urteil fällen, dass Du das Quälen von Tiere gutheißt. Nicht nur geht’s da um etwas, was scheinbar lange zurückliegt, es wird ja sogar noch am Ende des gleichen Absatzes relativiert.

    Also nochmal: Ich hab das ja nicht irgendwo her. Das wird einem im Philosophie-Studium mit der groben Keule eingeprügelt. Wenn man Textfragemente aus ihrem Kontext reißt und zu Ungusten des Autors auslegt, kommt man halt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu falschen Schlüssen.

    Oder nochmal anders: Ich denke liebe gut von den Menschen und lasse mich im dann im Zweifel eines besseren (also Schlechteren) belehren, als anders herum.

    Kommentar by ben_ — 13. Juni 2013 @ 16:40

  8. Du kannst gerne noch mehrfach wiederholen, dass Du das im Philosophiestudium so gelernt hast. Ich sehe es trotzdem anders. Ich habe aber auch „nur“ Linguistik studiert. 😉 Ich fühle mich in absolut keiner Weise verpflichtet, von jedem Menschen erst einmal das absolut Beste anzunehmen, wenn er mir keinen Grund dafür liefert. Ich gehe tendenziell erst einmal neutral bis positiv neugierig auf Menschen zu.

    Du sagst, ich müsse die Aussage im Kontext sehen. Fair enough. Problem: Der Kontext ändert nichts daran, dass ich das Wörtchen „klar“ an der Stelle absolut problematisch finde. Ich finde auch andere Aussagen aus dem Blogpost von Robert nicht geglückt, z. B. „Charakter gewinnt sich nicht dadurch, dass man immer nur nett und freundlich ist.“ Aber eben nicht so problematisch wie das Wort „klar“ und daher habe ich mich auch nicht über jene Aussagen beschwert. 😉

    Ich finde es ziemlich befremdlich, dass Du aus dem ursprünglichen Text irgendwo herausgelesen hast, dass Robert es nun nicht mehr als selbstverständlich ansiehst, dass Kinder andere Kinder mobben. Für mich liest sich das ganz anders. Vielleicht, weil ich seinen Beitrag erst einmal ganz neutral gelesen habe, ohne schon vorab eine Meinung von Robert gehabt zu haben. (Oder vielleicht, weil ich Linguistin bin und keine Philosophin. SCNR.)

    Was an Roberts Blogbeitrag genau ist es, dass Dich annehmen lässt, dass er Mobbing unter Kindern nicht für selbstverständlich hält? (Und warum hast Du eigentlich in Deinen Kommentaren hier mehrmals Felix erwähnt? Von dem habe ich hier doch kein Wort geschrieben. ;))

    Kommentar by Feylamia — 17. Juni 2013 @ 21:14

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