dichotomy We're all in the gutter, but some of us are looking at the stars. (Oscar Wilde)

7. Februar 2011

Die Prinzessin und die Kerle

Filed under: Mädchengedöns,Zockerschock — Schlagwörter: , , , , , — Feylamia @ 8:22

Nachdem gamespot in ihrem Review zu Super Princess Peach von „Some weird sexist undercurrents in the game design“ sprachen, gab es natürlich einen gamgea-Artikel dazu: Prinzessin Peach: Von sexy bis furchteinflößend. Natürlich inklusive Fankunst, in der die Pfirsichprinzessin sich leicht bekleidet zur Schau stellt und einem lapidaren „man kann’s auch übertreiben“ vom Autor.

Ich habe mir das Review nun mal angesehen: In dem Spiel muss man sich Peachs „vibe meter“ zu Nutzen machen – sie verfügt über vier verschiedene „Basisemotionen“: Freude, Zorn, Trübsinn und Ruhe. Ist sie freudig, schwebt sie durch die Luft. Ist sie wütend, ist sie sehr schwer und umgeben von Flammen. Trübsinn sorgt dafür, dass sie dicke Tränchen vergießt und schneller laufen kann. Und ist sie ruhig und ausgeglichen, regeneriert sie Lebenspunkte.

So muss man also dafür sorgen, dass die Prinzessin trübsinnig oder wütend wird, um verschiedene Spielsituationen zu meistern. Ich zitiere gamespot: „Also, there’s something rather sexist about the idea that Princess Peach’s big secret weapon is that she can get really overly emotional at the drop of a hat.“ Und laut gamgea soll das nicht sexistisch sein? Natürlich nicht. Den der Autor ist mal wieder der gleiche, der sonst auch durch Misogynie und sexistische Postings* auffällt.

Mittlerweile ist es sogar so weit, dass selbst männlichen Leser, hier einem Herrn namens Holger, etwas auffällt. Holger kommentiert nämlich „Äh? WTF? Ich möchte ja nicht persönlich werden und es mir hier verscherzen, aber hat’s da einer gerade nötig?“ – es liegt also nicht an meinem Geschlecht, dass ich auch diesen Blogeintrag mehr als fehl am Platze finde.

Wenn ich ein Spieleblog lese, dann will ich nicht mit dem gleichen Mist konfrontiert werden, der sich durch die Spiele zieht. Frauen sind nicht schwach und doof und sie sind nicht da, um Männern zu dienen oder zu ihrer Belustigung / sexuellen Erfüllung beizutragen. Ich frage mich, ob ich wirklich die einzige gamgea-Leserin bin, der diese Beiträge unangenehm auffallen? Ich bin mittlerweile immer wieder versucht, den Blog aus meinem Feedreader zu kicken. Und das, obwohl ich seit Jahren mitlese.

Ein kurzes Googeln zeigt mir auf, dass ich nicht die einzige bin: Unter der Überschrift Bild des Tages: Nintendo is ass… um awesome! postete der gleiche Autor (wer auch sonst) einen weiblichen Po in Nintendohöschen (darüber war ich damals auch gestolpert, aber ich glaube, ich hatte das nur auf twitter erwähnt), woraufhin eine Leserin kommentierte:
„Schön, gamegea.com hat mir mit dieser sexistischen Scheiße bewiesen, dass es sich nicht lohnt, eure Seite nochmal zu besuchen.“ In der Wortwahl nicht ganz zielsicher, aber den Grund kann ich gut nachvollziehen. Aber ein anderer gamgea-Autor antwortete dann: „Was ist an einem wohlgeformten Po, der brav eingepackt ist, denn bitteschön sexistisch? Da sieht man in jedem Otto-Katalog mehr Haut. Wo auch immer du herkommst, bleib bitte dort!“ Hmpf. Da wird dann ja doch sehr deutlich klar, dass er nicht verstanden hat, worum es der jungen Dame ging. Und, dass es einen Unterschied macht, in welchem Kontext etwas gezeigt wird.
Mal ganz einfach „erklärt“: Eine nackte Frau in einem Video zum Thema Aufklärung und Schwangerschaft ist nunmal anders zu bewerten als eine in einem Porno.

* Hier nochmal ein Überblick über die weiteren Perlen auf gamgea:

9 Comments »

  1. Zum einen: Super Princess Peach ist ein tolles Spiel und sicherlich weit weniger sexistisch als andere.
    Zum anderen: Das Nintendo-Höschen-Bild finde ich eigentlich auch relativ harmlos bzw. verstehe die Aufregung darum nicht wirklich. Ich finde das jetzt nicht übermäßig sexy… wäre es besser, wenn ein „knackiger Männerhintern“ drin stecken würde?
    Die Reaktion/Antwort des gamgea-Autors ist jedoch auch Panne.
    Alle doof außer mich. 😉

    Kommentar by Missingno. — 9. Februar 2011 @ 9:45

  2. Nur weil andere Spiele sexistischer sind, heisst das ja nicht, dass das weniger ausgeprägten Sexismus rechtfertigen würde. (Wobei ich das bei SPP schon extrem finde.)

    Dass es beim Posten des Unterhöschens nicht darum ging, Frauen neue Unterwäscheoptionen aufzuzeigen, ist ziemlich deutlich. Ich finde, sowas muss in einem Gamingblog nicht zwingend sein. Für sich allein genommen ist das Bild auch nicht sooo problematisch. Aber im Kontext des gesamten Blogs passt es gut ins Schema: Die Frauen in den Spielen fallen den Autoren scheinbar meistens nicht durch ihren Charakter auf, sondern werden darüber bewertet, wie gut sie zur Triebbefriedigung geeignet sind.

    Kommentar by Feylamia — 9. Februar 2011 @ 11:05

  3. Sorry, das verstehe ich nicht – Peach ist die Hauptfigur in dem Spiel und an ihr liegt es Mario & Luigi zu retten. Die Dame verwendet die Macht der/ihrer Emotionen um das zu erreichen. Ist das sexistisch? Und was ist dann mit der ewigen Opferrolle als schwache entführte Prinzessin, ist das besser?

    Ich finde, sowas muss in einem Gamingblog nicht zwingend sein.

    D’accord. Aber was willst du bei einem hauptsächlich männlichem Zielpublikum erwarten?

    Die Frauen in den Spielen fallen den Autoren scheinbar meistens nicht durch ihren Charakter auf, sondern werden darüber bewertet, wie gut sie zur Triebbefriedigung geeignet sind.

    Was aber auch daran liegt, dass Frauen in Spielen oftmals nur durch ihr Aussehen und nicht durch ihren Charakter auffallen. Ganz allgemein. Was natürlich auch wiederum dem eher männlich geprägtem Quell- und Zielpublikum geschuldet ist und wofür man(n) sich durchaus manchmal fremdschämen möchte.

    Kommentar by Missingno. — 9. Februar 2011 @ 14:09

  4. Die Dame verwendet die Macht der/ihrer Emotionen um das zu erreichen. Ist das sexistisch?

    Durch die Art und Weise, wie das gelöst ist: Ja.

    Und was ist dann mit der ewigen Opferrolle als schwache entführte Prinzessin, ist das besser?

    Nö.

    Aber was willst du bei einem hauptsächlich männlichem Zielpublikum erwarten?

    a) Anstand und Sitte.
    b) Das Blog richtet sich an Spieler, nicht an spielende Männer. Da sind eine Menge Frauen in der Zielgruppe, auch wenn sie vielleicht nicht die Mehrheit ausmachen.

    Was aber auch daran liegt, dass Frauen in Spielen oftmals nur durch ihr Aussehen und nicht durch ihren Charakter auffallen.

    Ja. Unschön ist es trotzdem. (Bzw. auch gerade deswegen.)

    Kommentar by Feylamia — 9. Februar 2011 @ 14:43

  5. Also, wenn ich das richtig verstanden habe, findest du es doof, dass die Fähigkeiten nicht einfach irgendwelche obskuren Fähigkeiten sind, sondern durch die Emotionen (die Peach 100% unter Kontrolle hat – Respekt!) „erklärt“ werden?
    Demnach wäre jedes Mario absolut sexistisch, wenn er nicht durch einen Stern unverwundbar würde, sondern durch seine Wut, die er dann kurzfristig freisetzen kann? Mich würde das eigentlich nicht stören, im Gegenteil, es gibt einige Spiele (insbesondere RPGs), die mit „emotionalen“ Statusveränderungen arbeiten.

    Kommentar by Missingno. — 9. Februar 2011 @ 17:32

  6. Das hast Du falsch verstanden. Nicht die Emotionen sind das Problem, sondern wie sie umgesetzt werden. Emotionen, die von 0 auf 100 wechseln. Heulorgien. Etc.

    Kommentar by Feylamia — 9. Februar 2011 @ 17:59

  7. Es wäre also „besser“, wenn man Peach langfristig piesacken müsste, damit sie heult, anstatt einfach einen „Wasser marsch“ Knopf zu haben, weil man gerade die Tränen braucht um eine Pflanze zu bewässern?

    Kommentar by Missingno. — 9. Februar 2011 @ 18:33

  8. Ich finde es generell problematisch, Menschen zum Heulen zu bringen, um etwas zu bewässern. 😉

    Kommentar by Feylamia — 9. Februar 2011 @ 19:13

  9. Eventuell sind es ja auch Freudentränen.

    Kommentar by Missingno. — 9. Februar 2011 @ 22:51

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