Auf Spiegel Online las ich gerade Studenten im Optimierungswahn: Karriere, Karriere, Knick und das passt sehr gut zu der Diskussion, die ich neulich mit einer Bachelorstudentin hatte.
Ich prangerte im Rahmen eben dieser an, dass ich den Bachelor nicht für einen berufsbefähigenden Abschluss halte, weil bei der Einführung der neuen Studiengänge versäumt wurde, sich vom alten Diplom- bzw. Magistersystem freizumachen. Der Bachelor ist anfangs fast nirgends mehr gewesen als das Grundstudium der alten Studiengänge – also im Prinzip nur die Vorbereitung fürs echte Lernen.
Dazu kommt, dass die Flexibilität der Studenten im Bachelor und Master extrem gelitten hat, wenn man mit den alten Studiengängen vergleicht. Vor lauter Klausur- und Leistungsnachweisstress gibt es kaum Möglichkeiten für die Studenten, sich im Rahmen des Studiums besser in spezielle Themengebiete einzuarbeiten. Bachelorabsolventen eines Studiengangs X an Universität Y haben zum größten Teil das gleiche Studium hinter sich, die Bandbreite ist deutlich geringer als bei den alten Studiengängen, die Eigenverantwortung für die Studieninhalte ist praktisch nicht gegeben, weil zuviel vorgegeben ist.
Einzigartigkeit, seriell produziert, wird uniform. Statt sich wahllos Fähigkeiten anzueignen, die vielleicht wichtig sein könnten, wird eine Frage tatsächlich wichtig: Wer bin ich? Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt hat weniger mit Qualifikation zu tun als mit Identität und Selbstbewusstsein. Eine schlechte Nachricht für Anna-Lena. Und für alle, die auf die Blaupause des perfekten Studiums vertrauen.
Wohl dem, der sich von der Masse abhebt, sei es durch Nebenjobs, die über Messebabe und Kellnerei hinausgehen, oder durch ehrenamtliche Arbeit.