dichotomy We're all in the gutter, but some of us are looking at the stars. (Oscar Wilde)

29. März 2014

Echoschimpfe. Oder: Warum wirfst Du keine Mark in die Jukebox, Baby?

Filed under: Das Leben. Das Universum. Und alles.,Musik — Schlagwörter: , , , , , — Feylamia @ 10:20

Was ist eigentlich los seit den Echos? Da regt sich zum Beispiel sogar der mir bisher immer als recht entspannt aufgefallene Bielefelder Bloggerkollege Alex über Schlager auf und klingt dabei stellenweise so, als hätte man seinem Altrockerstammtisch den Wimpel geklaut. Scheiß Jugend von heute. Früher war alles besser. 😉

Und Alex ist da lange nicht der einzige, der momentan etwas Hass schiebt. Wann hat das angefangen, dass man in Deutschland wieder so gegen Genres wettert? Liegt das an der schlechten Schulbildung, also daran, dass die jungen Menschen nicht mehr merken, dass auch die englische Musik in den Charts zum Teil wirklich sehr „einfache“ Texte hat?

Ich selbst bin ja sehr zur Freude (zum Leid?) meines Umfelds total genreflexibel, so lange es nicht gerade um elektronische Musik geht, der kann ich in den seltensten Fällen etwas abgewinnen. Ich habe als Kind schon gerne WDR4 gehört und Roy Black und Nicki haben noch immer einen festen Platz auf meinem MP3-Player. Ich mag aber auch Alternative, Country, Pop, Rock, Metal, Folk, manchen Hip Hop, Liedermacherzeugs, usw.
Aber dass ein Genre da durch besondere „Credibility“ herausstechen würde, ist mir bisher nicht aufgefallen. Man hat doch eigentlich überall Künstler, bei denen man das Gefühl hat, die machen wirklich nur, was sich gut verkauft und finden es selbst nicht unbedingt toll. (Und mal im Ernst: Warum auch nicht? a) Mit jedem Mainstreamkünstler können die Plattenfirmen dann theoretisch wieder einige andere querfinanzieren, die erstmal Starthilfe brauchen. b) Kaum jemand kann von sich behaupten, dass er beruflich nur Dinge tut, hinter denen er hundertprozentig steht und die ihn absolut erfüllen und glücklich machen. Bei den meisten läuft es doch auf eine gesunde Mischkalkulation hinaus.)

Es folgt: Das Quiz.

Wer mir Genre, Interpreten und Titel aller folgenden Lieder nennen kann, bekommt eine güldene Anstecknadel. 😉 (Die Originale sind übrigens in Deutsch oder Englisch verfasst worden.)

Sehe das Lächeln, das in der Küche wartet, das Essen auf dem Herd und Teller für zwei
Fühle Deine Arme, die sich nach mir strecken, um mich zu halten
am Abend, wenn der Tag vorbei ist.

Sieh, der holde und ersehnte
Frühling bringt zurück die Freuden.
Purpurrot blüht die Wiese,
Alles macht die Sonne heiter.

Da ist eine endlose Straße, die es zu entdecken gilt
Glaubst Du noch an die Liebe, frage ich mich
Wenn der Himmel auf die Erde fällt,
dann gäbe es nichts, das ich nicht tun würde

Ich sehe die Sterne, sehe was geschieht
Ich sing nur zum Spaß jede Nacht mein Lied.
Die Zeit wird es zeigen, schaffe ich es allein,
die Musik ist mein Schicksal, die Bühne ist mein.

Denn vielleicht bist Du diejenige, die mich errettet
Denn schließlich bist Du eine magische Kreatur

Schaust anderen beim Kartenspiel zu,
und stehst mit dem Pils in der Hand an der Theke,
und bist gleich mit jedem per Du.

Wenn ich nach einem Tag harter Arbeit nach Hause komme
Und Du dort wartest
Habe ich keine Sorgen
Keine Sorgen in dieser Welt

Aber Vorsicht, habe eine Falle eingebaut. 😉

13. März 2011

How TV Ruined Your Life

Charlie Brooker ist fabelhaft. „Wall mustache. You doubled the value of that house, you genius.“ Einfach mal anschauen, alle Folgen sind online, und drüber nachdenken …

Mehr auf beim BBC.

25. Februar 2011

Aus aktuellem Anlass: Die Reklamation

Ich muss es einfach komplett zitieren, da der Server der Helden dem Ansturm auf ihren Blogeintrag nicht gewachsen ist. Ich bin mir sicher, Judith und ihre Jungs werden das verstehen:

Liebe Werbeagentur Jung von Matt,

bzgl. Eurer Anfrage, ob wir bei der aktuellen Bild -Kampagne mitmachen wollen:

Ich glaub, es hackt.

Die laufende Plakat -Aktion der Bild -Zeitung mit sogenannten Testimonials, also irgendwelchem kommentierendem Geseiere (Auch kritischem! Hört, hört!) von sogenannten Prominenten (auch Kritischen! Oho!) ist das Perfideste, was mir seit langer Zeit untergekommen ist. Will heißen: nach Euren Maßstäben sicher eine gelungene Aktion.

Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt. Da sind auf der einen Seite die Promis, die sich denken: Hmm, die Bildzeitung, mal ehrlich, das lesen schon wahnsinnig viele Leute, das wär schon schick… Aber irgendwie geht das eigentlich nicht, ne, weil ist ja irgendwie unter meinem Niveau/ evil/ zu sichtbar berechnend… Und dann kommt ihr, liebe Agentur, und baut diesen armen gespaltenen Prominenten eine Brücke, eine wackelige, glitschige, aber hey, was soll´s, auf der anderen Seite liegt, sagen wir mal, eine Tüte Gummibärchen. Ihr sagt jenen Promis: wisst ihr was, ihr kriegt einfach kein Geld! Wir spenden einfach ein bisschen Kohle in eurem Namen, dann passt das schon, weil, wer spendet, der kann kein Ego haben, verstehste? Und außerdem, pass auf, jetzt kommt´s: ihr könnt sagen, WAS IHR WOLLT!

Und dann denken sich diese Promis, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, irgendeine pseudo -distanziertes Gewäsch aus, irgendwas “total Spitzfindiges”, oder Clever- Unverbindliches, oder Überhebliches, oder… Und glauben, so kämen sie aus der Nummer raus, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und haben trotzdem unheimlich viele saudumme Menschen erreicht! Hurra.

Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild -Zeitung, die traut sich was.

Und, die dritte Seite: Ihr, liebe jungdynamische Menschen, die ihr, zumindest in einem sehr spezialisierten Teil eures Gehirns, genau wisst, was ihr tut. Außer vielleicht, wenn ihr auf die Idee kommt, “Wir sind Helden” für die Kampagne anzufragen, weil, mal ehrlich, das wäre doch total lustig, wenn ausgerechnet die…

Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.

Die BILD -Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash -Kulturgut und kein harmloses “Guilty Pleasure” für wohlfrisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle -Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild -Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hassgeliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.

Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.

In der Gefahr, dass ich mich wiederhole: ich glaub es hackt.

Mit höflichen Grüßen,
Judith Holofernes

Quelle: wirsindhelden.de

Einmal Heldin, immer Heldin. <3

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