Letztes Wochenende waren wir mit fünf Freunden (Nein, nicht den fünf Freunden. Anderen fünf Freunden.) Eis essen. Bei Giovanni L. in Bielefeld – und zwar auf unsere Empfehlung. Das war ein riesiger Fehler. Denn wo wir letztes Mal freundlich (wenn auch etwas anstrengend überfreundlich ;-)) bedient wurden, sah es diesmal ganz anders aus.
Wir brauchten knapp zehn Minuten, bis alle da waren und um uns alle zu entscheiden, was wir nehmen. Das war der Bedienung anscheinend schon etwas zu viel – wir wurden innerhalb dieser zehn Minuten sechs mal (allerdings auch von unterschiedlichen Damen) gefragt, ob wir uns schon entschieden hätten. Von der jungen blonden Dame (vielleicht Anfang, Mitte zwanzig?) direkt mehrfach und immer genervterem Tonfall. Ihre brünette Kollegin (sie war neu, sagte sie) und ihre jüngere blonde Kollegin dagegen blieben stets freundlich und höflich.
Es folgt nun ein Drama in drei Akten. 😉
Eine Freundin von uns ist Veganerin. Und zwar eine von der eher umkomplizierten Sorte. Sie fragt nach Kaffee mit Sojamilch. Sojamilch steht nämlich auf der Karte. Aber unsere Bedienung sagt, Sojamilch gäbe es nicht. Meine Freundin fragt, ob es in Ordnung wäre, wenn sie sich dann einen Kaffee to go mit Sojamilch von nebenan holt, da wir anderen sechs ja hier essen wollen. Nein, geht nicht, das könne sie nicht erlauben, antwortet die Bedienung. Okay, so weit, so gut (wenn auch schon nicht so richtig kundenfreundlich, finde ich). Notgedrungen entscheidet sich unsere Freundin also für ein Eis, fragt nach Sorten ohne tierische Nebenprodukte. Die Fruchteissorten „müssten eigentlich okay“ sein, meint die Bedienung. Vielleicht bin ich kundenservicetechnisch verwöhnt aber „müsste“ und „eigentlich“ ist da fehl am Platz. Bei unserer Freundin ist das gesundheitlich nicht so wild (wobei das schon moralisch fragwürdig ist, Veganern Tierprodukte anzudrehen), aber ich kenne durchaus auch Menschen mit fiesen Allergien und Intoleranzen – wird denen da auch mit „müsste eigentlich“ ein Eis verkauft, das ihnen potenziell richtig Probleme macht?
Eigentlich hätten wir da schon aufstehen und gehen sollen, denke ich. Im Nachhinein ein Fehler. Nun ja, weiter geht es; Meine Schwägerin in spe möchte einen Eisbecher. Die gewünschten Sorten gibt es nicht mehr. Sie fragt nach Alternativen und wird prompt zur Eistheke geschickt. Die Bedienung frotzelt leise schnippisch hinterher: „Ich könnte natürlich auch die Karte rezitieren …“ Verzeihung, aber wir sind durchaus des Lesens mächtig. Das Problem ist nicht, dass wir die Karte nicht verstehen. Das Problem ist, dass die Karte den Tagesstand nicht abbildet. Ein einfaches „Sorry, Sorten x, y und leider auch z sind heute ausverkauft“ hätte es problemlos getan. Warum so zickig?!
Nun ja, was lange währt, wird endlich gut: Das Eis wird serviert. Die Smoothies sind mehr Saft als Smoothie und das Eis der Freundin rechts von mir ist extrem angeschmolzen. Da stand anscheinend einiges etwas länger an der Theke als noch vor ein paar Tagen, wo meine Frau und ich gefrorene Speisen und Getränke bekamen.
Als wir dann wenig später sagen, dass wir bitte zahlen möchten, nimmt die Dame das zur Kenntnis. Und geht erst einmal in aller Seelenruhe andere Bestellungen notieren. Was ich verstehe. Aber dann geht sie Tische putzen und Mobiliar zurechtrücken (wohlgemerkt tut sie das zwei Mal, im Abstand von mehreren Minuten, beim gleichen Tisch und Stuhl) – das verstehe ich nicht. Nach knapp fünf Minuten geht sie zur Kasse, will unseren Bon ziehen. Stellt dann fest, dass sie den schon in der Tasche hat. Völlig zerknickt. Egal, sie streicht ihn glatt, meint zu uns „Ach, den hatte ich ja in der Tasche“ und beginnt zu kassieren. Zuerst bei mir. Sie fängt an, zusammenzurechnen und ist dann ein wenig damit überfordert, dass ich auch das Getränk meiner Frau bezahle und nicht nur ihr Eis („Verdammt,“ flucht sie, meint dann, jetzt ginge das nicht mehr und schreibt neu auf) und kassiert dann immerhin ansatzweise zügig ab. Bei allen anderen. Nur nicht bei meinem Schwager in spe. Merkt, dass nicht alles durchgestrichen ist auf ihrem Bon. Und fragt in genervtem Tonfall in die Runde: „Wer muss noch bezahlen?!“
Und dann ist sie anscheinend auch noch muffig, dass sie kein Trinkgeld bekommt? Auf jeden Fall schlägt sie im Gespräch mit Kollegin (oder Chefin?) den Kopf auf die Theke. So, dass wir es sehen. Na Mahlzeit. Hoffen wir, dass die junge Dame noch andere Berufsoptionen hat. Als Dienstleisterin oder Servicekraft sehe ich keine rosige Zukunft für sie.
Oh, Moment, ganz vergessen, etwas Lob habe ich doch. Nach zwanzig Minuten kam die junge Dame zu mir: „Kann es sein, dass Sie kein Kissen haben?!“ War so. Fand ich aber wirklich nicht schlimm, sonst hätte ich was gesagt. Aber schön, dass es ihr aufgefallen ist und sie mir (fast freundlich!) noch eines brachte.
Meh. Bin schwer enttäuscht und werde da sicher so schnell nicht wieder einkehren …