dichotomy We're all in the gutter, but some of us are looking at the stars. (Oscar Wilde)

31. Dezember 2009

Jahresrückblick

Jahresrückblick. Puh. Dieses Jahr ist irgendwie wie im Flug vergangen. Ich habe im Juni ja schon einmal zurückgeblickt und November noch einmal ein wenig, deswegen bleibt nicht mehr viel übrig.


Ich habe viele Mittelaltermärkte besucht und festgestellt, dass ich das noch viel öfter tun sollte. Dort rennt ein Schlag Menschen herum, mit dem man es gut aushalten kann.
Auch Danken kann ich dieses Jahr wieder ein wenig: Eine gute Freundin von mir hat in Afghanistan gedient und ist gesund zurückgekommen.

Spirituell hat sich auch viel getan für mich. Wenn eine Suche ein (vorläufiges?) Ende findet, erfährt man ein ganzes Stück Sicherheit, wenngleich jedes Ende sicherlich auch einem Anfang gleichkommt. In meinem Kopf und meinem Herzen tat sich dieses Jahr eine Menge und ich bin froh, dass ich einige der Jahreskreisfeste mit Freunden verbringen konnte, die verstehen.

Ja, und mit dem Abnehmen ist das so eine Sache. Ich habe während einer blöden Frustphase im Spätsommer/Herbst wieder zugenommen. Auch wenn das meiste von dem Gewicht jetzt wieder runter ist, nagt das doch sehr an einem. Da war immerhin die große 30 und man hat sie sausen lassen. Aber da muss man nach vorne blicken: Die nächsten paar Kilo bis zum Wunschgewicht gehen auch noch.

Zu guter Letzt wäre da wohl das Kennenlernen von, die Beziehung mit und die Trennung von Madita. Die sechs Monate, die ich so intensiv mit ihr teilte, haben mich auf jeden Fall verändert, ich habe eine Menge über mich gelernt, über meine Grenzen, über meine Bereitschaft, Risiken einzugehen und darüber, wann und wie ich anderen und auch mir selbst vertrauen kann, darf, sollte und muss, oder eben auch nicht. Ein halbes Jahr, das mich sicherlich nie ganz verlassen wird.
Ich lerne immer mehr, dass ich mich als Lesbe wohl einfach damit abfinden muss, dass größere Teile meiner Beziehungssituation fremdbestimmt sind. Bin ich wirklich gewillt, eine Beziehung zu führen, die von Anderen immer wieder als Beziehung zweiter Klasse gesehen wird, die immer wieder belächelt wird? Kämpfe ich vielleicht einfach gegen Windmühlen, wenn ich versuche, Menschen begreiflich zu machen, dass Homosexuelle auch nicht groß anders sind als Heterosexuelle? Man wird sehen, spannend bleibt das Thema auf jeden Fall für mich, auch als Single.

Da fällt mir noch was ein: Freundschaft. Auch immer wieder ein großes Thema und auch darüber habe ich dieses Jahr nochmal einiges gelernt und ich kann mich sehr, sehr glücklich schätzen, eine Hand voll Vertraute zu haben, die jederzeit für mich da sind. Ohne die wären all meine Gegensätze ohne Ruhepol, ohne die ginge nichts. Das weiss ich sehr zu schätzen. (An der Stelle winke ich mal zur Zigeunerprinzessin und zur Waldelfe.) Gleichzeitig habe ich aber auch festgestellt, dass ich immer noch sehr an mir arbeiten muss, um in zwischenmenschlichen Beziehungen jedweder Art kein Ungleichgewicht aufkommen zu lassen. Ich bin von Natur aus ein Geber und navigiere mich dadurch oft in Situationen in denen von mir erwartet wird, dass ich weiter gebe und gebe, ohne, dass etwas zurückkäme. Dass das auf Dauer nicht gesund ist, weiss ich durchaus. Aber alte Muster zu durchbrechen fällt mir schwer. Ich arbeite an mir.

Zum gleichen Themenkreis gehörend: Vertrauen ist auch etwas, das mich immer wieder beschäftigt: Ich dachte immer, dass ich ein wenig dazu neige, den falschen Menschen zu vertrauen. Aber vielleicht muss ich mich einfach damit abfinden, dass ich andere Moralvorstellungen habe als die meisten Menschen, die ich kennenlerne. Dinge, die ich als absolut unmöglich ansehe, finden andere normal. Dinge, die für mich eine absolute Disqualifikation auf menschlicher Ebene bedeuten, empfinden andere als Lappalie. Vielleicht steckt in mir doch mehr Ritter, als mir bewusst war, denn staete, minne, hoher muet, mâze und triuwe sind für mich die wichtigsten Tugenden überhaupt. Vielleicht muss ich mich einfach ein wenig von dem Anspruch verabschieden, dass Andere das genau so sehen sollten.

Alles in allem, ein vor allen Dingen emotional ereignisreiches Jahr. Was das nächste bringt, darauf darf ich gespannt sein. Jetzt will erstmal der Abschluss gemacht werden und dann? Wer weiss, wo es mich hinverschlägt: Dublins Rufe werden immer lauter. Aber ob ich schon bereit bin, die Heimat zu verlassen, weiss ich nicht. Sicherlich ein Zwiespalt, den ich nächstes Jahr an dieser Stelle wieder aufgreifen werden. Das Auenland ist halt doch wunderschön. 🙂

Euch auf jeden Fall einen schönen letzten 2009-Tag und einen guten Rutsch! 🙂

Ein Kommentar »

  1. […] war für mich ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen, da sah’s 2010 doch deutlich besser aus. Irgendwie habe ich es fertiggebracht, dass DIE FRAU […]

    Pingback by Jahresrückblick 2010 | dichotomy — 2. Januar 2011 @ 15:09

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