Mein Senf zu Guttenberg …

War ja überfällig. Wo fange ich also an? Zuerst, bevor böse Hinweise in den Kommentaren kommen: Ja, richtig, ich halte nichts von CDU/ und CSU und Menschen, die diese Parteien wegen ihres Wahlprogramms wählen, sind mir zutiefst suspekt, weil ich sie für so weit rechts außen halte, das ich mit ihnen in der Regel nicht viel anfangen kann. Ich sage „in der Regel“, weil ich trotzdem einige Freunde habe, die CDU wählen – diese sind aber entweder Soldaten oder der Nachwuchs von Großgrundbesitzern und sagen außerdem sehr klar, dass sie gerade mit den menschenrechtsfeindlichen und religiös motivierten Teilen der Wahlprogramme nichts am Hut haben. Ich kann in ihren Fällen also ansatzweise nachvollziehen, warum sie wählen, wie sie wählen, auch wenn ich es nicht begrüße.

So, nun da das geklärt wäre, zurück zu Herrn Guttenberg. Da stellt sich ein Mann hin, und sagt allen Ernstes, er habe eine Arbeit nach besten Wissen und Gewissen angefertigt, die zu über 20% nicht aus seiner Feder stammt. Das lässt doch eigentlich nur einen Schluss zu: Der Mann ist entweder dumm oder gewissenlos. Beides streitet er wohl ab. Ich will mir da kein Urteil erlauben – soll der werte Leser das für sich entscheiden.
Dass Guttenberg dann „zurückrudert“ und zugibt, die Arbeit habe gravierende handwerkliche Fehler ist mehr als frech. Das ist auch kein zurückrudern, das ist eine Arroganz, die man so selten sieht. Handwerkliche Mängel? Ja, bei ein paar falsch gesetzten Fußnoten mag das sein. Aber das Übernehmen vom geistigen Eigentum Anderer im fast genauen Wortlaut, das ist kein mal eben so passierter handwerklicher Mangel. Das ist bewusste Täuschung. Punkt. Da kann und muss man nicht diskutieren.
Wunderschön seine Begründung: Er gab zu, er sei „sicher so hochmütig, zu glauben, dass mir die Quadratur des Kreises gelingt, und zwar politische Leidenschaft und Arbeit sowie wissenschaftliche und intellektuelle Herausforderungen als junger Familienvater miteinander in Einklang zu bringen“ und meinte, dies hätte für ihn „offenbar eine Überlastung“ dargestellt. (Siehe FAZ.) Arbeiten, Promovieren und Familienvater sein unter einen Hut zu bringen ist schwierig, keine Frage. Aber das ist keine Entschuldigung für schlampiges wissenschaftliches Arbeiten und vor allen Dingen keine Entschuldigung dafür, zu kopieren. Und nichts anderes hat Guttenberg getan.

Guttenberg bat die Universität (auf einem Briefbogen des Verteidigungsministeriums?!) darum, seinen Doktortitel zurückzunehmen. Das war eigentlich überflüssig – wusste er doch ganz genau, dass dieses sowieso geschehen würde.
Aber ein Teil der Deutschen, seine Bildzeitungslesenden Fans, sah dies anscheinend als großzügigen Akt. Und dann, nachdem ihm die Uni nach einer Prüfung den Titel aberkennt, kommt Angela Merkel daher und sagt: „Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn.“ (Auch FAZ.) Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Guttenberg hat’s also vorgegeben, sonst hätte die Entscheidung keinen Sinn gemacht? Da fällt einem doch wirklich nichts mehr ein.

Und wo sind eigentlich die vielen Deutschen, die „hinter Guttenberg“ stehen, von denen man in den Medien immer wieder hört und liest? Ich sehe die nicht. Das mag daran liegen, dass meine peer group (yay! Anglizismus!) eher aus gebildeten Menschen besteht. Ich sollte dringend mal Abends in Eckkneipen in obskuren Stadtteilen gehen – vielleicht treffe ich ja da auf die Menschen, die der Meinung sind, das wäre alles nicht so wild mit dem Guttenberg, jeder Akademiker würde abschreiben und überhaupt war früher alles besser und die Deutschen haben das ja nicht besser verdient.