dichotomy We're all in the gutter, but some of us are looking at the stars. (Oscar Wilde)

24. April 2010

Bisexualität und so

Bei afterellen bin ich vor einer Weile über einen Link zu What It’s Like to Be With a Girl — A Must-Read for the Sexually Curious gestolpert und fand es ganz interessant, über eine Lesben-Bisexuellen-Beziehung mal von der anderen Seite zu lesen.
Besonders „Many lesbians will patently not date bisexual girls, which I find ridiculous“ kenne ich gut – die Diskussion kommt immer mal wieder auf, wenn Lesben sich unterhalten. Bevor ich selbst eine Beziehung mit einer Bisexuellen hatte, habe ich das nie verstanden, mittlerweile sieht das etwas anders aus. Wie so oft muss man das wohl selbst mal erleben, um sich eine Meinung zu bilden. 😉

Das Problem ist allerdings für die meisten Lesben weniger die Bisexualität einer Frau an sich als

  1. die Tatsache, dass sehr viele Bisexuelle früher oder später den einfacheren Weg wählen und sich dafür entscheiden, nur heterosexuell zu leben (vor allen Dingen dann, wenn sie mit Homophobie konfrontiert werden) und
  2. Bisexuelle eher dazu neigen, sich nicht zu outen, was eine Beziehung natürlich deutlich erschwert.

Bei afterellen fragte man gestern „Would you date someone who isn’t out to her family?“ – eine fiese Frage, eigentlich, weil es ja immer auf die Begleitumstände ankommt. Ich muss da ein entschiedenes „Jein“ antworten.

Fest steht für mich: Ich würde definitiv keine Beziehung zu einer Frau mehr eingehen, die ungeoutet ist, aber im Elternhaus lebt bzw. sehr viel Alltag mit ihren Eltern teilt. Freunden und Familie als gute Freundin vorgestellt werden, während man eigentlich nur in die Welt rufen will, dass man Schmetterlinge im Bauch hat? Dabeisitzen, wenn der Freundin von irgendwelchen tollen Männern in heiratstauglichem Alter berichtet wird? Die potentiellen Schwiegereltern im großen Stil belügen? Spaß ist anders. Und realistisch gesehen ist eine Frau, die sich nicht traut, ihrer Familie reinen Wein einzuschenken, wohl auch anderweitig nicht wirklich bereit, für die Beziehung einzustehen.
Je früher man das einsieht, desto besser für alle Beteiligten, denn auch der „Schrankmensch“ leidet ja unter der Situation und das nicht zu knapp, weil er zusätzlich auch noch seinem Partner und seiner Familie gegenüber ein schlechtes Gewissen hat. Und ich mag mir gar nicht erst vorstellen, wie es für die Eltern ist, wenn sie auf Umwegen erfahren, dass der eigene Sohn ja übrigens seit ein paar Monaten einen Freund hat. Auch da ist Spaß anders.

Klar, keine Frage, es gibt einige wenige gute Gründe, sich nicht zu outen. Aber die meisten Eltern sind keine religiösen Fanatiker und auch keine Unmenschen. Und welche Eltern wollen ihr Kind nicht glücklich sehen? Wohl nur die, bei denen man sich den Kontakt sowieso sparen kann. Auch wenn das hart klingt, sieht so doch einfach die Quintessenz aus, denke ich.

Aber oben hast Du doch „jein“ geschrieben, wann ist es denn okay, wenn eine Dame nun ein Schrankweib ist? Wenn die Dame auch anderweitig ihr Privatleben nicht mit ihren Eltern teilt, darf sie ihre Freundin dann auch gerne rauslassen, das finde ich wirklich wenig problematisch. Ich mag nur keine Lügen, die sind scheiße und unfair allen Beteiligten gegenüber. (Und „nein, ich habe im Moment keinen Freund“ gehört für mich durchaus dazu, obwohl es nur ein Verschweigen von Tatsachen ist.) Wenn ich bei afterellen beispielsweise von Paaren lese, die sich ernsthaft zusammen hinsetzen und Lügengeschichten ausdenken, die den Eltern aufgetischt werden, dann wird mir ganz anders. Ich fürchte, ich bin da altmodisch, aber Familie ist für mich etwas anderes.

Zu guter Letzt dann auch noch etwas Schleichwerbung für eine feine Webserie:
Auch bei Anyone But Me ist die Outerei Thema, Frau Bioschokolade und ich twittern dann uns dann ganz gerne mal gegenseitig liebevoll von der Seite an, weil sie sehr verständnisvoll ist und ich eher nicht so. :mrgreen: Man darf gespannt sein, was sich da noch so ergibt. (Und ich bleib dabei: Entweder die olle Zippe sagt ihrer nervigen Tante endlich mal, was Sache ist, oder sie lässt es halt und lässt Aster gehen. So. :D)

3 Comments »

  1. Erinnere mich, dass ich dazu was zu sagen habe, wenn ich mal grade nicht im Buero sitze und einen Burriot im Gesicht habe…

    Kommentar by Die Zigeunerprinzessin (kommentierfreudig) — 26. April 2010 @ 14:56

  2. *Post-It an den Monitor papp*

    Kommentar by Feylamia — 26. April 2010 @ 15:17

  3. Bioschokolade hat einen langen Beitrag zum Thema geschrieben, den kann man hier lesen. 🙂

    Kommentar by Feylamia — 28. April 2010 @ 12:32

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