Ein Brief an Dich, den Du nie lesen können wirst

Ich kann eine ganze Menge Dinge ganz gut und eine ganze Menge nicht so gut. Etwas, das ich nicht gut kann, ist Dinge ungesagt lassen. Das macht mich wahnsinnig. Wenn ich nicht das Gefühl habe, dass Dinge geklärt sind, dann kann ich nicht essen, nicht schlafen und nicht denken.

Ich habe mich lange gefragt, warum das so ist. Ich glaube, ich weiss jetzt warum. Es gab einen Menschen, dem ich noch unendlich viel hätte sagen wollen und müssen. Dich. Ich war zu jung um zu verstehen, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Zwanzig Jahre ist es jetzt her, dass Du von uns gegangen bist – viel zu früh und doch war es irgendwo eine Erleichterung, weil Du so gelitten hast. Du hast mir viel beigebracht und ich hätte gerne noch viel Zeit mit Dir verbracht. Den Mauerfall hast Du nicht mehr erleben dürfen, genau wie meine Konfirmation und mein Abitur. Du wirst nie wissen, dass ich lesbisch bin und was aus mir geworden ist. Und auch Deine Urenkelkinder wirst Du nie kennenlernen. Vor ein paar Tagen habe ich die Kleine gesehen und ich glaube, sie sieht ein wenig aus wie Du. Das hätte Dir sicher gefallen. Du fehlst mir jeden Tag und ich werde mir wohl nie verzeihen, dass ich mich nicht ins Krankenhaus an Dein Bett geschlichen habe, um mich zu verabschieden. Ich hatte Dir noch so viel zu sagen, das jetzt für immer ungesagt bleiben muss.
Nach Deinem Tod war alles anders und doch hat sich irgendwann wieder Normalität eingeschlichen. Doch eine Sache ist tief in mir geblieben: Ich kläre die Dinge so schnell wie möglich, denn „Morgen“ kann morgen schon zu spät gewesen sein. Du fehlst mir.

Was bedeutet das für mich und mein Leben? Gute Frage. Ich denke, ich muss gut auf mich aufpassen, denn zu schnell hängt man sein Herz an Menschen, die anders sind, und wird verletzt.



Homo-Paare, Adoption und Propaganda in der Welt

Gerade per Email erhalten:

Hallo an alle,

habe soeben den folgenden Link zugeschickt bekommen und und die darin enthaltene Propaganda entdeckt:

„Die „Welt online“ macht wieder eine Umfrage. Diesmal unterstützt sie journalistisch die CDU/CSU-Position kontra Adoptionsrecht für Lesben und Schwule.
Vor allem Konservative und Rechte nutzen derartige Umfragen gern argumentativ. Mit derartigen Artikeln und Umfragen wird indirekt suggeriert, dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht gleichwertig, sondern minderwertig seien.

Folgt doch einfach mal dem folgenden Link – mit der Bitte um Abstimmung und Weiterleitung!

http://tinyurl.com/lkm92r

Danke!

Meine Lieblingsstelle aus dem Welt-Artikel ist die hier:

Und genau hier setzt Zypries an: Sie meint, Mutter und Vater sind einfach nur zwei Erziehungsberechtigte, austauschbar durch zwei Mütter oder zwei Väter. Oder vielleicht, wenn man den Gedanken weiter treibt, durch eine stabile Dreierbeziehung oder eine stabile Wohngemeinschaft.

Sehr subtil. Noch schöner wäre gewesen, wenn man irgendwie noch eingestreut hätte, dass man, wenn man Homosexualität okay findet, ja eigentlich auch mit dem Zeugen von Kindern durch erwachsene Geschwister und Nekrophilie, so der Tote im Testament zugestimmt hat, einverstanden sein müsste. Da wäre dann nochmal richtig Biss drin gewesen. 😉

Aber im Ernst: Es gibt weiß Gott genug Studien, die belegen, dass die einzigen Probleme, die durch die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare eventuell für das Kind entstehen, Diskriminierung vom Umfeld ist. Diskriminierung durch Menschen wie die Welt-Leser, die mit „nein“ abstimmen, und durch ihre Kinder. (Die meisten Studien scheinen, wenn ich mich recht entsinne, sogar davon zu sprechen, dass Kinder aus homosexuellen Beziehungen gefestigter sein – kein Wunder, müssen sie sich doch im schlimmsten Fall ständig für ihre Eltern rechtfertigen.) Doch anstatt an seinen eigenen Vorurteilen zu arbeiten und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, will man anderen Rechte versagen, die man für sich selbst als selbstverständlich ansieht. Typisch deutsch? Vermutlich. Scheiße? Definitiv.

Interessant auch, wie in der Welt die genauen Ergebnisse der Studie verschwiegen werden. Vorsichtshalber. In anderen Medien darf man aber mehr lesen …

Süddeutsche:

Aus der Befragung von etwa 700 Kindern und deren Eltern ergab sich weiter, dass es sich in den meisten Fällen um eine Partnerschaft von zwei Frauen handelt. Viele entscheiden sich für eine künstliche Befruchtung und nehmen häufig die Hilfe schwuler Freunde in Anspruch. Nur in 5,5 Prozent der Fälle teilen sich zwei Männer die Elternschaft.

In der Studie werden Schätzungen zitiert, wonach es in Deutschland mittlerweile sogar mehr als 12.000 Heranwachsende in „Regenbogenfamilien“ gibt. Etwa 2200 Kinder wachsen in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft auf, wie sie seit 2001 möglich ist. Der Studie zufolge sind „Regenbogeneltern“ genauso gute Eltern wie andere. Auch fänden sich keine Anhaltspunkte für eine höhere Neigung zu Depressionen. Hänseleien von anderen Kindern („Du hast ja gar keinen Papa“) steckten „Regenbogenkinder“ gut weg.

FAZ:

Die am Donnerstag vorgestellte Studie unter Leitung des Instituts für Familienforschung an der Universität Bamberg ergab, dass das klassische Rollenmodell für ein gutes Aufwachsen der Kinder nicht nötig ist. Entscheidend ist vielmehr die gute Beziehung zwischen Eltern und Kind. Eine Mehrheit der Kinder (63 Prozent aus Sicht der Eltern, 53 Prozent aus Sicht der Kinder) hat überdies keine Diskriminierung erfahren. Wenn es diese gibt, äußert sie sich vorwiegend in Hänseleien und Beschimpfungen.

Für die erste Studie zur Lebenssituation dieser Kinder wurden alle rund 14.000 Paare mit eingetragenen Lebenspartnerschaften in Deutschland kontaktiert. Untersucht wurden schließlich Familien mit insgesamt knapp 700 Kindern.

Und in der Studie selbst findet man diese Schmankerl:

Die befragten Eltern in LP wie auch deren Partner(innen) und die externen anderen Elternteile weisen in verschiedener Hinsicht besondere Charakteristika auf. Bezeichnend ist ein hohes Bildungsniveau – 58% der Personen in LP haben Abitur – einhergehend mit hohen beruflichen Qualifikationen; 45% besitzen die einen (Fach)-Hochschulabschluss, während der Anteil von Arbeiter(inne)n gering ist (6%). Auch die Kinder werden überproportional häufig an höheren Schulen ausgebildet, beispielsweise besuchen 38% ein Gymnasium, aber nur knapp 13% der Kinder besuchen eine Hauptschule.

[…]

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Kinder und Jugendliche aus LP in Bezug auf die Beziehungsqualität zu beiden Elternteilen und in ihrer psychischen Anpassung von Kindern und Jugendlichen, die in anderen Familienformen aufwachsen, nur wenig unterscheiden. Gleiches gilt für Konflikte zwischen den Partner(inne)n in der LP sowie für Auseinandersetzungen mit dem externen Elternteil. Signifikante Unterschiede fanden sich dahingehend, dass Kinder und Jugendliche aus LP über ein höheres Selbstwertgefühl und über mehr Autonomie in der Beziehung zu beiden Elternteilen berichteten als Gleichaltrige in anderen Familienformen.
Die Ergebnisse der Kinderstudie legen in der Zusammenschau nahe, dass sich Kinder und Jugendliche in Regenbogenfamilien ebenso gut entwickeln wie Kinder in anderen Familienformen. Unabhängig von der Familienform wirken sehr ähnliche Einflussfaktoren. Entscheidend für die Entwicklung der Kinder ist nicht die Struktur der Familie, sondern die Qualität der innerfamilialen Beziehungen. Für die betrachteten Entwicklungsdimensionen von Kindern und Jugendlichen erwies es sich somit als nicht bedeutsam, ob sie bei einem allein erziehenden Elternteil, zwei Müttern oder Vätern oder bei Vater und Mutter aufwachsen, sondern wie die Beziehungsqualität in diesen Familien ist.

Aber das wird von den Konservativen gerne unterschlagen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Ich persönlich fänds ein wenig toll, wenn meine Frau, unser Kind und ich später gleichgestellt wären. Wenn mein Kind in Deutschland dann allerdings rechtlich immer noch als weniger schützenswert behandelt wird als das heterosexueller Eltern, dann muss es auch nicht zwingend in diesem Land aufwachsen. Zum Glück bin ich da ansatzweise flexibel.

Mehr Lesen? Da:



Sterbetag

omiopi_verlobung
Omi & Opi

Heute vor dreißig Jahren ist mein Großvater gestorben. Ich hätte ihn gerne kennengelernt, aber mir wird immer wieder versichert, dass man ihn in mir wiederfindet – das ist auch schön. Was ich auf jeden Fall geerbt habe, ist der gute Frauengeschmack.



Seniorenquatsch

Ich habe gerade $feylamiaPapa mit seiner Musikdatenbank geholfen. Dass der Mann mit seinen 75 Jahren nichts besseres zu tun hat, als mit Access rumzuwurschteln ist irgendwie echt wundersam. Ob ich auch irgendwann so bin?



Frau Mutter und das Handwerk

Eben in der Werkstatt. Ich war dabei, mit Lochzange und Gummihammer einen Gürtel zu malträtieren. Die Frau Mutter kommt rein und schaut mir zu.

Ich: „Wie gut, dass Deine Tochter lesbisch ist und deswegen handwerken kann.“
Frau Mutter: „Hey, ich bin auch lesb … handwerklich begabt.“

hihi



Technik-Mama

Ich bespreche gerade mit meiner Mutter unseren Einkaufszettel. An sich nicht ungewöhnlich. Aber wir machen das per Miranda/ICQ – sie sitzt unten und guckt nebenbei im Netz nach Ferienhäusern und kauft bei eBay ein, ich sitze oben und installiere fröhlich vor mich hin. Meine Mama kommt nach mir, sie ist ein Internetmädchen. 😀



Der Hai, das unbekannte Wesen

Ich werde ja eigentlich immer ungläubig angeguckt, wenn ich die Frage nach meinem Lieblingstier beantworte. Hai scheint gerade bei jungen Mädchen keine Standardaussage zu sein und im Alter 😉 wird’s auch nicht besser. Oft wurde ich gefragt: „Was? Warum?!“ Das beantworte ich jetzt mal auf diesem Weg: Haie, Herrliche Räuber der See von Jacques-Yves Cousteau & Philippe Cousteau. Das stand bei meinem Papa im Bücherregal und das Buch und die Fische haben es mir schon in jungen Jahren angetan. Der Hai, mein Totem. Schon immer. Eigentlich will ich das Buch schon seit Jahren mal wieder lesen, aber ich habe Angst, dass der Zauber nicht einsetzt. Mit dem Buch im Frotteeschlafanzug auf dem Wohnzimmerteppich liegen und stundenlang abtauchen können, ob das noch geht?

Wenigstens haben meine Eltern die Obsession schon immer verstanden und mein Vater (selbst Hardcoretaucher vom Feinsten) hätte mich sicher auf einen Tauchgang zu meinen Lieblingen begleitet, wenn meine Agoraphobie mich nicht immer davon abgehalten hätte, einen Tauchschein zu machen. So muss ich diese Wunderwerke der Evolution halt aus der Ferne betrachten – und auch so reicht der Anblick schon, um mir die Tränen in die Augen zu treiben. Es gibt nichts beeindruckenderes und majestetischer anmutendes als einen großen Weißen durch das Wasser gleiten zu sehen.

Passend dazu gab es am Dienstag dann als Geschenk anlässlich einer bestandenen Abschlussprüfung den silbernen Oberhammer von meiner Mutter geschenkt:

haizahn.jpg
Zähnchen

Selten habe ich mich mehr über ein Schmuckstück gefreut, zumal beim Kauf des Zahns von Stefan Wiessmeier 10 Euro des Kaufpreises an das Shark Project gehen. Gute Sache.



Ich liebe diese Frau…

Es sind viele Frauen im meinem Alter, die noch ’nen Kerl suchen. Sind die alle beknackt oder was?

Meine Mutter heute beim Lesen der restlichen Kontaktanzeigen in der Zeitung, nachdem sie mir die drei sehr gruseligen „Sie sucht sie“-Offerten vorgelesen hat, in der Hoffnung, eine tolle, gutaussehende, reiche Schwiegertochter zu finden. Nach meinem Lachkrampf hat die Dame dann noch nachgelegt:

Das sind alles welche, die nicht Auto fahren können!

Hihi. Mama ist die coolste.



Weisheit des Tages

Ich stelle fest: Männer sind im Allgemeinen eher doof.

– meine Mama

Wer würde da schon widersprechen wollen. (Ausser Nils, der sicherlich weiterhin krampfhaft versucht, sich zu emanzipieren. Forget it buddy, wir Frauen beherrschen die Welt. Ha!)



Noch 3x Wachwerden


Familienzuwachs

Und dann noch 7x und mein Vater ist wieder zu Hause und dann ist die Welt wieder komplett in Ordnung. 🙂